[Releaseparty]  Stella Jante: Die Geschichtenerzählerin Band 3: Das Erwachen


Stella Jante und ihr

Bezug zur Anderswelt

und ihren Sagen

Stella Jantes Romane um die Geschichtenerzählerin Mena handeln alle von irischen und aus Südtirol stammenden Sagengestalten, vielen Mythen und der sogenannten Anderswelt. Doch dass die Autorin ausgerechnet diese Dinge zum Mittelpunkt ihrer Romane machte, kommt nicht von irgendwo: Schon als Kind wurden ihr die Sagen und Märchen jahrelang erzählt - am meisten von ihrem Vater. Dazu kam, dass Stella Jante sehr wissbegierig war und daher vor allem den alten Leuten gerne zuhörte, die fast immer eine Geschichte zu erzählen wussten.

 

So wie sie die Wesen wie die Sìdhe, das Nörggele, die Saligen etc. in ihren Romane beschreibt, so wurden sie auch wirklich in den Sagen beschrieben. Sie hat sich beruflich immer wieder mit den Sagen ihrer Gegend beschäftigt und eine Leidenschaft für diese entwickelt. Dazu gehört auch, dass Stella Jante oft Plätze aufsuchte, weil eine Sage über sie spricht - oder sie liebt einen Platz so sehr, dass sie recherchierte, ob es darüber Sagen gibt. Das war allerdings schon so, bevor sie überhaupt den Gedanken hatte, einen Roman zu schreiben.

 

Sagen können moralisierend sein, mit Unheil drohen, wenn man von den gesellschaftlichen Normen abweicht, aber vor allem sind sie auch Geschichten über Mut, Solidarität und natürlich Liebe. Stella Jante hat genau das in ihren Romanen verarbeitet.



Die Sagen

Stella Jante erzählte mir, dass die alten Sagen über die Wesen und diese mythische Anderswelt früher von vielen Leuten noch als lächerlich empfunden wurden. Als Beispiel nannte sie mir eine Erzählung, die sie in dem Buch Von wilden & weisen Frauen vom Löwenzahn Verlag gefunden hatte:

 

In der Mitte des 19. Jhs. wurde ein Einheimischer in einem Wirtshaus in Tirol nach örtlichen Sagen gefragt. Er regte sich furchtbar darüber auf und reagierte empört: "Na hallo, bei uns gibt es keine Sagen! Wir sind aufgeklärt!"

 

Diese Einstellung hat sich seit einiger Zeit aber gewandelt. Es besteht ein immer größer werdendes Interesse an dem überlieferten Wissen, an alten Traditionen und eben auch an den Sagen. Man kann die Sagen auch als mündlich überlieferte Zeugnisse vergangener Wertvorstellungen und Weltanschauungen bezeichnen, denn eines tun sie ganz sicher: sie geben einen Einblick in das Leben unserer Vorfahren.


und ihre Entstehung

Da Sagen in mündlicher Tradition überliefert wurden, änderten sie sich immer wieder und passten sich oft den jeweils bestehenden Weltbildern an. Sagen haben eindeutige vorchristliche Spuren. Sie stammen von einer Zeit und einem Weltbild ab, in denen unsichtbare Wirklichkeiten wahrgenommen wurden. Sie stammen aus einer Zeit, in der die Natur als beseelt galt und man an "Elementarwesen" glaubte. Heute würden wir das als "ganzheitliche Wahrnehmung" bezeichnen. Vergangene Ereignisse finden sich in Sagen auch oft wieder. Manchmal merkt man aber, wie eine Sagengestalt "verchristlicht" wurde.

 

Ein Beispiel: Das Nörggele ist eindeutig ein Kobold, also ein Elementarwesen frührer Zeit. Heute noch wird ihm zugeschrieben, dass er ein gefallener Engel ist, der jedoch auf der Erde hängengeblieben ist, da er nicht so böse ist wie Luzifer.



Die Sagengestalten

Die Sagengestalten beruhen zum Teil auf Völkern, die es tatsächlich einmal gegeben hat. Als Beispiel hat Stella Jante mir vom Ursprung zweier Sagenvölker erzählt (und eines sollte euch wohl bekannt sein - die Sìdhe):

 

Laut Forschern soll es ein Volk gegeben haben, dass um ca. 1000 vor unserer Zeit aus dem Osten in die Alpenregion und nach Tirol kam. Darauf bauen die in den Dolomiten bekannten Sagen rund um das untergegangene Fanis-Reich auf.

 

Die Sagen um das Volk der Sìdhe beruhen auf irischen Erzählungen, in denen fremde Völker auf die Insel kamen, die ansässigen Völker bekämpften und sich für eine gewisse Zeit behaupten konnten. Das Volk der Túatha Dé Danann wurde von den Milesiern, die Irland eroberten, vertrieben. Es zog sich unter die Erde zurück und gründete ein Reich unter den Hügeln. Tatsächlich kämpften sie auch gegen die Fomóiri. Forscher vermuten, dass es sich bei diesem sagenumwobenen Volk um Wikinger handeln könnte - nicht um die Dämonen, wie sie in den Sagen und auch in den Romanen von Stella Jante beschrieben werden.

 

Auf meine Nachfrage hin, ob an die Sìdhe (inklusive ihr betörendes Aussehen und ihrer Fähigkeiten) also tatsächlich geglaubt wurde, sagte Stella Jante mir, dass man zum Teil immer noch daran glaubt. In Irland wurde vor nicht all zu langer Zeit sogar noch darum gekämpft, dass Straßen nicht über Feenhügel gebaut wurden. Und auch im Süden (Südtirol, Tirol, Trentino) gibt es unbezähmbare Wesen, geheimnisvolle Seherinnen, Riesinnen, Wassernixen, Königinnen, Nörggelen, orco, uvm., an die geglaubt wurde.

 


und das Frauenbild

Darin, dass Sagen ein Fenster zu vergangenen Zeiten darstellen, sind sich mittlerweile viele einig. Die Interpretation dazu ist natürlich verschieden. Viele sind der Meinung das Wort "Sage" komme von "sagen". Eine Forscherin hat dagegen aufgebracht, dass es von "Saga" abstammt, was so viel heißt wie "Sie, die spricht". Dabei handelt es sich um die skandinavische Orakelpriesterin, die für das Bewahren und Weitergeben von Geschichten zuständig war. Wichtig hierbei ist, dass die mündliche Weitergabe eher dem Frauenwissen entsprach.

 

Das Frauenbild, das zu den Hochzeiten der Sagenüberlieferung in der Gesellschaft bestand, beinhaltete, dass Frauen und Weisheit miteinander assoziiert wurden und das Weibliche göttlich oder das Göttliche auch weiblich war. Stella Jante nannte mir dazu wieder einige Beispiele:

 

Rätia, Heilerin und Herrin der Tiere, die heute oft in den Sagen rund um die Saligen auftritt. Die Bercht oder Perchta, die tiroler Variante von Frau Holle und damit der Göttin Hulda, die eine helle und eine dunkle Seite hatte. Sie gehört zur Wilden Jagd, die bei den Raunächten bis zum 5. auf den 6. Januar unterwegs ist.



Die Anderswelt

Die meisten Orte in Südtirol, die Stella Jante in ihren Romanen für die Treffen in der Anderswelt gewählt hat, sind sagenumwoben oder werden zumindest als Plätze "mit einem besonderen Zauber" bezeichnet. So ist es auch in der irischen Mythologie, die manchmal mit der ganzen keltischen vermischt ist - Schottland und Wales gehören dazu. Was die keltische Mythologie auszeichnet, ist die Anderswelt. Sie ist jedoch nicht gleichzusetzen mit den sie umgebenden Jenseitsvorstellungen - ganz im Gegenteil: Es ist kein Reich der Toten. Dort wird man weder belohnt noch bestraft. Es ist ein ständiger Wohnort von mystischen Wesen. Es ist eine Parallelwelt, die aber bei Weitem nicht nur gut ist.

 

Es gibt nicht nur Schwellenorte, bei denen der Übergang zur Anderswelt möglich ist, sondern auch Schwellenzeiten, wie zum Beispiel Samhain. Dabei konnte man ungewollt in die Anderswelt geraten oder sogar entführt werden - von Feen, Elfen, Kobolden, Wiedergängern etc. Zu diesen Zeiten konnten sie erscheinen und entweder Segen oder aber Schaden mit sich bringen.

 

Mena und Kinnon sind rund um den Samhain geboren (Halloween). Diese Tatsache hat sie für ihr Schicksal schon prädestiniert. Sie geraten ungewollt in die Anderswelt - oft an Schwellentagen, sogenannte irische oder südtiroler "Lostage". Die Rauhnächte sind unter anderem solche Schwellentage.


und die Rauhnächte

Die Rauhnächte spielen eine wichtige Rolle für die Anderswelt. Es ist die Zeit von der Wintersonnenwende bis zum Dreikönigstag, in der die Tür zur anderen Dimension, zur Anderswelt, offener ist als sonst. In früheren Zeiten gab es Regeln für diese Zeit - was man durfte und was nicht -, um sich vor Kräften aus der Anderswelt zu schützen, die im nächsten Jahr Unglück bringen. Der Abschluss wurde am 6. Januar durch Räuchern besiegelt.

 

Dass die Rauhnächte auch heute noch wichtig sind, ist unumstritten. Die Zeit der Rauhnächte ist eine Zeit der Besinnung und der Einkehr. Alte Traditionen werden wieder aufgewertet, vor allem das Räuchern ist in Südtirol wieder sehr in Mode gekommen, wie allgemein das Leben mit Kräutern und ihren verschiedenen Anwendungen. Es ist nicht nur zu belächeln und als Aberglaube abzutun, auch wenn es einem Weltbild entspricht, das zur Zeit eher als veraltet gilt.



Die Tradition heute

Auch heute werden alte Bräuche noch weitergeführt. Beispielsweise gibt es in Südtirol noch das sogenannte Scheibenschlagen. Das findet am ersten Fastensonntag vor Ostern statt - in Deutschland bekannt als Funkensonntag, in Südtirol als Holepfannsunntag. Dabei werden glühende Holzscheiben mit Hilfe von Stecken von Berghängen ins Tal geschleudert. Dazu wird ein alter Spruch aufgesagt, mit dem um Segen gebeten wird, dass das Jahr gut wird, die Felder fruchtbar sind und man etwas zu essen auf dem Tisch hat. Man vermutet, dass es auch ein alter Fruchtbarkeitskult ist - ein Segen für Kinderreichtum.

 

Auch hier ist wieder eine Verchristlichung zu beobachten: Die Menschen beteten zu Gott für ein gutes Jahr, fruchtbare Felder etc. Vieles hat sich dem christlichen Glauben angepasst. Auch wissenschaftlich bestehen keine Zweifel, dass der Glaube deswegen so gut Fuß fassen konnte, weil er nicht nur verdrängt und zerstört, sondern auch assimiliert hat: Alte Bräuche, Traditionen und Geschichten wurden einfach aufgenommen und verchristlicht.



"In diesen mündlichen Überlieferungen, von denen ich überzeugt bin, dass ich mein ganzes Leben lang Gemeinsamkeiten auf der ganzen Welt finden werde, sehe ich jetzt schon einen roten Faden: Dass wir Menschen nicht die Krone der Schöpfung sind, vielmehr ein Teil des Ganzen. Für mich persönlich sind diese Sagen und Mythen ein Schlüssel für ein besseres Leben hier auf Erden, in denen wir Wunder nicht nur von der Technik erwarten sollten, sondern die alltäglichen Wunder rund um uns herum erneut wahrnehmen lernen, vom Sonnenaufgang bis hin zum Vollmond. Es ist egal, ob wir an sie glauben oder nicht: Diese Sagen sind voll von Weisheiten, die sich bis in unsere Zeit gerettet haben. Wir sollten ihnen wieder zuhören." (Stella Jante: Die Geschichtenerzählerin Band 3 - Das Erwachen)


Ein Gewinnspiel für euch...

Organisiert von Stella Jante, Melissa David und Salomé Joell gibt es auch noch ein Goodie-Paket, das ich an euch verlosen darf! Die Teilnahme? Ganz einfach folgende Frage beantworten:

 

Berge, Natur und Ruhe oder doch lieber die Großstadt mit viel Rummel?

Was würdest du bevorzugen?

 

Verlost wird das Goodie-Paket per Zufall unter allen, die in einem Kommentar auf diese Frage antworten.

 

Das Gewinnspiel endet am Sonntag, den 17.04.2016 um 20:00 Uhr!

 

Ich wünsche euch viel Spaß bei der Party und freue mich auf viele interessierte Leser!

Die Gewinnerin des Gewinnspiels: ***Irene*** Herzlichen Glückwunsch!

Bitte schreibe mir doch in einer Mail deine Adresse! Meine E-Mail-Adresse findest du im Impressum.

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Kommentare: 12
  • #1

    Stella Jante (Mittwoch, 13 April 2016 08:35)

    Es ist ein wunderschöner Beitrag geworden über die Geschichte hinter der Geschichte! Danke, liebe Hannah!

  • #2

    Stefanie (Mittwoch, 13 April 2016)

    Guten Morgen,
    Es kommt auf die Stimmung an, mal verlangt es nach Ruhe, die in der Natur wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, eine Wohltat ist.
    Aber manchmal muss man auch ausgelassen sein und sich mit Freunden in den Großstadtdschungel begeben.

    Liebe Grüße
    Ste Fa Nie

  • #3

    Sandra Zachert (Mittwoch, 13 April 2016 10:59)

    Also ich würde die Berge und die Ruhe vorziehen! Lärm und Stress hat man im Alltag genug finde ich
    Sandra Zachert

  • #4

    Irene (Mittwoch, 13 April 2016 12:25)

    Wirklich schöner Beitrag zur Tiroler Sagenwelt! Ein Genuss ihn zu lesen! Danke!

  • #5

    Irene (Mittwoch, 13 April 2016 12:29)

    Ich genieße die Natur, die Luft, die Pflanzen rund um mich herum sehr viel mehr als den Rummel der Stadt. Aber es gibt auch Zeiten, da tut ein bisschen Rummel und viele Menschen auch mit schlecht, darf nur nicht zu lange sein!

  • #6

    An Ja (Mittwoch, 13 April 2016 19:07)

    Berge, Ruhe und Natur :) Dazu ein gutes Buch und ZEIT :) Das wäre mein ungeschlagener Favorit ...
    Ok, eine Tafekl Schokolade darf auch noch mit drin sein :)

  • #7

    Kathrin Richter (Mittwoch, 13 April 2016 21:06)

    Huhu
    Natur und Ruhe würde ich bevorzugen und ein gutes Buch

  • #8

    Tanja Schneider (Mittwoch, 13 April 2016 21:13)

    Hallo,

    im Urlaub hab ich es gerne ruhig und Erholung pur. Sonst bin ich aber für Rummel und Großstadt

  • #9

    Tina Sack (Donnerstag, 14 April 2016 07:10)

    Hallo,
    ich bevorzuge die Natur und Berge, weil ich auch eher auf dem Land wohne. Zwischendurch brauche ich aber immer ein paar Tage in der Großstadt.

    LG Tina

  • #10

    Bianca Heyne (Samstag, 16 April 2016 22:44)

    Ich bevorzuge die Natur. Sie ist Ruhe und doch Vielfalt.
    Die Stadt ist mir einfach zu hektisch und laut.

    LG Bianca

  • #11

    Alessia Holzmann (Sonntag, 17 April 2016 09:05)

    Guten morgen, ich würde die Berge, Natur und ruhe vorziehen. Da kann man sich schön entspannen und ein schönes Buch lesen.
    Liebe grüße
    Alessia

  • #12

    Dominique Wutkowski (Mittwoch, 20 April 2016 20:16)

    Also Natur und Ruhe auf jeden Fall. Aber weniger die Berge, sondern eher ans Wasser.
    Vielleicht eine Stadt nicht ganz so weit weg wo man dann mal einen Ausflug hin machen kann.
    Das wäre das Perfekte Paket.
    LG
    Dominique