[Rezension] Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Neun Jahre ist Anna alt, als sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder fluchtartig Deutschland verlassen muss. Nur das Nötigste kann bei diesem Umzug mitgenommen werden, so bleibt auch das vielgeliebte rosa Kaninchen zurück. Die Umstellung auf das neue Land ist nicht leicht und nochmals muss die Familie den Ort wechseln. Sie ziehen aus der Schweiz nach Paris und dann nach London. Was Anna erlebt hat, haben viele Menschen in der Hitlerzeit durchmachen müssen.

Meine Meinung

Judith Kerr hat mit der "Rosa Kaninchen"-Trilogie ihre eigene Geschichte verarbeitet, jedoch nicht in Form von Memoiren, sondern als Romane mit der fiktiven Hauptprotagonistin Anna.

Das Buch setzt 1933 ein, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler. Anna, Tochter eines bekannten jüdischen Schriftstellers und Nazigegners, ist sehr authentisch dargestellt und so fällt es einem beim Lesen leicht, die Nazi-Zeit aus Kinderaugen nachzuvollziehen. Die Flucht, das Leben ohne feste Heimat, die ständige Angst - all das bringt Judith Kerr dem Leser sehr realitätsgetreu nahe, hat sie eben dies doch in ihrer Kindheit und Jugend selbst erleben müssen. Es ist zum Teil wirklich sehr bedrückend, die Gefühle und vor allen Dingen Ängste der kleinen Anna so realistisch beschrieben zu bekommen. Man würde ihr am liebsten die Hand reichen und ihr sagen, dass alles wieder gut wird. Aber nicht nur Anna, auch die anderen Charaktere (ihre Familie, Bekannte, Fremde) werden detailliert und authentisch dargestellt.

Die Geschichte ist, wie bereits erwähnt, in groben Zügen die der Autorin selbst. Und gleichzeitig das Schicksal so vieler anderer, die vor Hitler und seinen Nationalsozialisten fliehen mussten. Viel muss daher nicht dazu gesagt werden. Bedenkt man, dass es sich bei dem Buch um Jugendliteratur handelt, so kann man aber auf jeden Fall anmerken, dass Kerr es ganz hervorragend schafft, dieses schreckliche Thema realistisch, aber nicht zu grausam rüberzubringen.

Fazit

Als Standardwerk der Jugendliteratur, anerkannter Klassiker in der Emigrantenliteratur und Jugendliteraturpreisträger 1974 kann ich dieses Buch wirklich jedem empfehlen, der sich einmal auf andere Weise mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen möchte. Annas Geschichte lässt einen nicht so schnell los, da stellvertretend für Millionen anderer Schicksale. Definitiv jede Lesestunde wert.

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