[Rezension] Judith Kerr: Warten bis der Frieden kommt

 

 

Annas Familie ist nach England geflohen. Als der Luftkrieg über London hereinbricht, wird das Hotel, in dem sie eine notdürftige Unterkunft gefunden haben, zerstört. Die finanzielle Lage wird noch schwieriger, aber das Leben geht weiter - und irgendwann wird Frieden sein.

Meine Meinung

Judith Kerr hat mit "Warten bis der Frieden kommt" eine würdige Fortsetzung von "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" geschrieben. Ohne die Absicht, übermäßiges Mitleid zu erregen, den Krieg als besonders schrecklich, die Deutschen als besonders grausam oder die Engländer als äußerst heldenhaft darzustellen, schafft Kerr es, Annas Leben im Luftkrieg um London fast schon sachlich-nüchtern darzustellen und den Leser dennoch mit einem beklemmenden Gefühl zurückzulassen. Es scheint, als würde man an Annas Seite den Krieg miterleben. Man bangt mit ihr, fürchtet um geliebte Menschen, hofft auf eine gut bezahlte Arbeit und wartet bis der Frieden kommt.

Jede Situation sieht man ganz klar vor Augen, denn die Autorin beschreibt alles sehr genau, aber nicht so, dass es langweilig oder zu viel werden würde. Im Gegenteil: Es ist genau das richtige Maß an Detailreichtum und Platz für die eigene Fantasie, Platz für die Charaktere, sich selbst zu entwickeln. Und an Entwicklungen fehlt es hier nicht. Es gefällt mir sehr gut, wie Kerr den Charakteren Leben einhaucht und ihnen den nötigen Raum für ihre eigenen Gedanken und ihre eigene Weiterentwicklung gibt.

Fazit

Der zweite Teil der Kerr-Hitler-Trilogie hat mich als Leser sehr gefesselt. Annas Entwicklung von klein auf mitzuerleben und ihr dabei zuzusehen, wie sie ihr Leben in einer von Krieg zerstörten Welt zu meistern versucht, ist sehr spannend. Das Buch macht auf jeden Fall neugierig auf den letzten Teil. Diese Trilogie kann ich guten Gewissens jedem empfehlen - auch, wenn es gar nicht zum "eigentlichen" Genre gehört, das man sonst so liest.

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